Die größten Irrtümer über kontrollierte Wohnraumlüftung

Die Annahme, dass es reicht, Fenster öfter mal zu kippen oder gänzlich in Kippstellung zu belassen, ist nicht nur falsch, sondern hat negative Folgen, wie z. B. Schimmelbildung, mangelhafte Lüftungswirkung, Energieverschwendung, und sind ein herzliches Willkommen für Einbrecher.

Manuell richtig lüften bedeutet außerdem: rund fünf Minuten im Winter, im Sommer eher 30 Minuten, dabei am besten mehrere Fenster öffnen und quer- oder stoßlüften – und das alle zwei Stunden. Bei Abwesenheit am Tag und nachts ist dieser konstante und hygienisch optimale Luftwechsel nicht zu leisten. Ganz abgesehen davon – wer friert im Winter freiwillig und erhöht dabei auch noch seine Heizkosten?

Moderne Lüftungsanlagen leisten insbesondere in neuen, luftdicht ausgeführten Gebäuden einen wichtigen Beitrag zur Frischluftversorgung, sparen Heizenergie und tragen so zum Klimaschutz bei. Aus gutem Grund gibt es dafür eine staatliche Förderung. Doch es gibt viele Vorurteile – zu Unrecht!


Die größten Irrtümer:

1. Nur für Passiv- und Energiesparhäuser geeignet
Nein, dort sind Lüftungsanlagen ohnehin bereits vorgeschrieben. Auch in Altbauten sind sie eine sinnvolle Investition und sorgen ganz automatisch für gleichmäßig frische Luft – ohne dass Fenster geöffnet werden müssen.

2. Eingesperrt hinter verschlossenen Fenstern
Nein, denn die Fenster können trotz Lüftungsanlage jederzeit geöffnet werden – müssen sie aber nicht. Allergiker wissen das besonders zu schätzen.

3. Teure Heizwärme geht im Winter durch den ständigen Luftaustausch verloren
Ganz im Gegenteil: Die Heizkosten lassen sich reduzieren, denn die Anlage verhindert Wärmeverluste, wie sie beim Fensteröffnen entstehen. Die besonders effizienten Anlagen mit Wärmerückgewinnung führen sogar bis zu 99 Prozent der Wärme aus der Abluft zurück.

4. Die Raumluft wird trocken
Nein. Die Anlagen sind bereits in der niedrigsten Stufe auf den hygienisch notwendigen Feuchteschutz ausgelegt. Für die individuell gewünschte Raumluft können zusätzlich Feuchte- oder Luftqualitätssensoren installiert werden. Darüber hinaus gibt es Anlagen, die neben der Wärme auch Luftfeuchte aus der Abluft zurückgewinnen können.

5. Verschmutzen schnell und sind unhygienisch
Nein, denn sie sind mit Filtern ausgestattet, die nicht nur vor Pollen, sondern auch vor Schmutz und Dreck von außen schützen. Diese müssen regelmäßig gereinigt oder gewechselt werden – was der Betreiber ganz leicht selbst erledigen kann.

6. Viel zu laut
Nein, denn die Ventilatoren der Anlage sind schallgedämmt im Gehäuse eingebaut. Und da die Fenster geschlossen bleiben können, wird der Außenlärm weniger wahrgenommen. Natürlich kommt es auf die fachgerechte Planung und Ausführung an.

7. Bazillenschleuder, die Staub aufwirbelt
Nein, denn bei sachgerechtem Einbau und Betrieb wird die Raumluftqualität verbessert und die zugeführte Luft enthält weniger Staub und Pollen. Außerdem erfolgt der Luftaustausch so langsam, dass keine Zugluft entsteht und der Staub in den Räumen weniger aufgewirbelt wird als bei Fensterlüftung.

8. Lüftungsanlagen sind Stromfresser
Eine zu einseitige Betrachtung. Klar, die Anlage verbraucht Strom. Doch die durch Wärmerückgewinnung eingesparte Energie ist um ein Vielfaches höher als der Stromverbrauch der Anlage. Zudem reduzieren sparsame Motoren und sogfältige Planung den Stromverbrauch. Ideal ist auch eine Anlage mit Sensorsteuerung, die nur nach Bedarf lüftet.

9. Hitzestau im Sommer
Mal wieder eine Frage der Planung. Viel wichtiger ist zunächst einmal die Verschattung der Fenster, da die direkte Sonneneinstrahlung die meiste Wärme ins Haus bringt. Natürlich muss die Anlage so konzipiert sein, dass sie die Außenluft an einer schattigen, kühleren Stelle ansaugt und dass bei extremer Hitze mehr Lüftung in der Nacht als am Tag erfolgt.

10. Lästige Gerüche bleiben
Geht gar nicht, denn über ein Zuluftrohr wird frische Luft eingeführt und über ein Abluftrohr verbrauchte Luft mitsamt den Gerüchen aus Küche und Bad hinausgeführt. Da diese Rohre nirgends miteinander verbunden sind, können sich Zu- und Abluft nicht vermischen.

11. Lüftungsanlagen sind teuer
Das ist relativ und muss nicht sein! Lüftungsanlagen gibt es in verschiedenen Preisklassen und Ausführungen. Es gibt sie als – dezentrale oder zentrale – Abluftanlage oder als Zu- und Abluftanlage. In der Regel sind dezentrale Anlagen günstiger als zentrale und Abluftanlagen günstiger als Zu- und Abluftanlagen. Am energieeffizientesten ist die Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung. Hier ist für ein Einfamilienhaus mit Kosten ab 10.000 Euro (inkl. Einbau) zu rechnen. Durch staatliche Fördermittel und deutliche Energieeinsparungen können sich die Investitionskosten bereits nach wenigen Jahren amortisieren.