Schluss mit Irrtümern über Kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL)

Aus energetischen Gründen wird immer dichter gebaut, es findet kein natürlicher Luftwechsel mehr statt. Gleichzeitig fordert die DIN 1946 Teil 6:
„Für die Nutzungseinheit d.h. für jeden einzelnen Raum ist der Feuchteschutz sowie der Mindestluftwechsel ohne Nutzerunterstützung (bei geschlossenen Fenstern) sicherzustellen.“

Quelle: Zehnder Group Deutschland
1 Außenwanddurchlass
2 Lüftungsaggregat
3 Luftverteilersystem


Und das rund um die Uhr. Für die meisten Wohngebäude ist diese Vorschrift ohne Lüftungsanlage nicht einzuhalten, denn zu viele Bewohner sind tagsüber nicht zu Hause.

Eine KWL löst dieses Problem und sorgt nicht nur für frische und gefilterte Luft, sondern auch für das Einhalten eines gesunden Feuchtegehalts im Haus. Doch im Netz kursieren Gerüchte, Vorurteile und falsche Einschätzungen über Kontrollierte Wohnraumlüftung.

Im Rahmen einer Umfrage des Fachportals EnEV-online kommen 36 befragte Experten einstimmig zu dem Schluss, dass Probleme nur durch unsachgemäße Planung und Ausführung, qualitativ minderwertige Materialien oder unzureichend gewählte Komponenten sowie mangelhafte Pflege entstehen.

Die häufigsten Irrtümer sind:

Irrtum 1: Mit einer Lüftungsanlage darf man die Fenster nicht mehr öffnen.
Doch, jederzeit! Die Fensterlüftung ist nur nicht mehr erforderlich, da die Anlage kontinuierlich pollenfreie Frischluft ins Haus einbringt, aber Feuchtigkeit und Schadstoffe aus der Raumluft abführt. So ist ein angenehmes und gesundes Raumklima garantiert.

Irrtum 2: Wohnraumlüftung ist nur für Passiv- und Energiesparhäuser geeignet.
Nein, auch in Altbauten ist sie eine sinnvolle Investition! Auch hier ist ein optimaler Luftwechsel durch Fensterlüftung kaum möglich. Für eine ausreichende Frischluftzufuhr müssten die Bewohner am Tag und in der Nacht alle zwei Stunden fünf Minuten lang querlüften.

Irrtum 3: Eine Lüftungsanlage erzeugt trockene Raumluft.
Nein! In der niedrigsten Stufe sorgen Lüftungsanlagen für den hygienisch notwendigen Feuchteschutz und verhindern Feuchteschäden wie Schimmel. Für die Optimierung der Raumluft können zusätzlich Feuchte- oder Luftqualitätssensoren installiert werden, die nutzerunabhängig jederzeit für die richtige Luftmenge sorgen. Darüber hinaus gibt es Lüftungsgeräte mit Feuchterückgewinnung. Diese gewinnen neben der Wärme auch einen Teil der Luftfeuchte aus der Abluft zurück.

Irrtum 4: Lüftungsanlagen verschmutzen schnell und sind unhygienisch.
Nein, denn sie sind mit Filtern ausgestattet, die nicht nur vor Pollen, sondern auch vor Dreck und Schmutz von außen schützen. Diese müssen regelmäßig gereinigt oder gewechselt werden, was der Betreiber größtenteils selbst durchführen kann.

Irrtum 5: Lüftungsanlagen wirbeln Staub auf.
Nein, denn der Luftaustausch erfolgt so langsam, dass keine Zugluft entsteht. Der Staub im Haus wird dadurch weniger aufgewirbelt als bei Fensterlüftung.

Irrtum 6: Eine Lüftungsanlage macht Lärm.
Nein, sie ist im Betrieb sehr geräuscharm, denn die Ventilatoren sind im Gehäuse schallgedämmt eingebaut. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Wohnraumlüftung vor Außenlärm schützt. So sorgt sie in Gebäuden an zum Beispiel stark befahrenen Straßen kontinuierlich für frische Luft, ohne dass Verkehrslärm durch offene Fenster eindringt.

Irrtum 7: Die nachträgliche Installation einer Lüftungsanlage ist teuer und schwierig.
Nein! Auch eine nachträgliche Installation ist insbesondere mit dezentralen Geräten mit Feuchte- und Wärmerückgewinnung kein Problem. Der Aufwand ist gering, da dafür lediglich eine Außenwand zur Direktmontage und ein Stromanschluss benötigt werden. Durch die direkte Luftzufuhr und den Abtransport der verbrauchten Luft müssen keine zusätzlichen Luftkanäle im Raum verlegt werden.

Irrtum 8: Im Winter geht durch ständigen Luftaustausch Heizwärme verloren.
Nein, im Gegenteil! Mit einer Lüftungsanlage lassen sich die Heizkosten deutlich senken, da keine Wärme durch Fensterlüftung verlorengeht. Besonders effizient sind Anlagen mit Wärmerückgewinnung. Sie können aus der Abluft bis zu 95 Prozent Wärme zurückgewinnen und wieder ins Haus führen.

Der Staat unterstützt den Einbau einer Lüftungsanlage mit Fördergeldern und zinsgünstigen Darlehen durch die KfW.

Ein wichtiger Hinweis in diesem Zusammenhang:
Wer durch Kinder, Enkelkinder oder durch eigenes Erleben die zum Teil unzumutbaren klimatischen Bedingungen an maroden Schulen kennt, sollte wissen, dass sich hier – trotz knapper Kassen – Abhilfe schaffen ließe.